Die Rückkehr – 1. Teil: Erfolgreicher Neubeginn der Rumänien-Prospektion in Rupea
COVID-Impfung und Hygienekonzept sei Dank – wir können endlich wieder im Feld Ausbildung und Forschung betreiben! Nachdem unsere letzte Geomagnetikkampagne im Frühjahr 2020 noch aufgrund der Corona-Pandemie abgebrochen werden musste, prospektieren wir seit einer Woche wieder auf Rumäniens Feldern. Den Anfang dieser Maßnahme machen Forschungen im Umfeld von Rupea in Transsilvanien. Die Vorauskampagne im Frühjahr 2019 zeigte das enorme Potential dieser Region, wo die kulturellen Strömungen von Mittel-, Ost- und Südost-Europa an der Wasserscheide von Olt und Mureş zusammenkommen.
Ende der reinen Online-Lehre
Fünf Studierende vom zweiten bis zum neunten Semester sammeln unter der Anleitung von Dr. C. Mischka Routine in der Gradiometerprospektion. Außerdem lernen sie, Geländemodelle mit der Drohne zu erstellen, und auch das neue Georadargerät kam schon zum Einsatz – es gibt viel nachzuholen nach anderthalb Jahren Online-Studium, die Motivation der Studierenden ist mehr als außergewöhnlich.
Häuser, Dörfer, Grubenfelder
Auch die Ergebnisse der Prospektion können sich sehen lassen. So belegt beispielsweise in Rupea 5 ein ausgedehntes Areal mit großen Gruben die Ausdehnung der durch Sammelfunde belegten bronzezeitlichen Besiedlung.
In Ungra 1 fanden sich dann gleich zwei prähistorische Dörfer. An einem Ende des Fundplatzes liegen die typischen, dreiräumigen Pfostengebäude der kupferzeitlichen (ca. 4500 v. Chr.) Petreşti-Kultur. Am anderen Ende weisen kleinere, rechteckige Konzentrationen von starken Anomalien auf die typischen verbrannten Lehmflechtwerkbauten hin, die wir von so vielen Fundplätzen in Südosteuropa kennen. Die Sammelfunde von diesem Areal zeigen, dass es sich um eine Siedlung aus der bronzezeitlichen Wietenberg-Kultur handelt.
Darüber hinaus konnte die bereits 2019 begonnene Untersuchung des Fundplatzes Rupea 4 abgeschlossen werden. Hier konnten fast ein Dutzend Gebäudestandorte aus der frühneolithischen Starčevo-Criş-Kultur (Ca. 6200-5500 v.Chr.) lokalisiert werden. Zudem brachten die Arbeiten mit dem Georadargerät auf einem Hügel an einer anderen Stelle dieses Fundplatzes die ersten Mauerbefunde zu Tage – ein Gebäude aus dem Mittelter ist hier genauso wahrscheinlich wie ein Römerzeitliches.
Bei all diesen Erfolgserlebnissen ist es dann auch nicht so schlimm, dass die Suche nach einem mittelalterlichen Klosterbau in einem Bergtal südöstlich von Rupea kein Ergebnis brachte. Wenigstens kam das Team in den Genuss typisch transsilvanischer Landschaft: Einsame Täler mit dichten Wäldern.
Enge Kooperation – der Schlüssel zum Erfolg
Natürlich ist eine erfolgreiche Feldmaßnahme undenkbar ohne die Hilfe durch die Kollegen vor Ort. Glücklicherweise unterstützen Prof. Gheorghe Lazarovici und Dipl. Ing. Silviu Gridan unser Projekt. Prof. Lazarovici ist vermutlich der beste Kenner der Urgeschichte Transsilvaniens, während S. Gridan im Laufe der letzten Jahre alle Felder in der Umgebung von Rupea begangen und dabei zahlreiche neue Fundstellen entdeckt hat. Dass er als Sohn dieser Stadt auch eine unschätzbare Hilfe für die Lösung aller infrastruktureller Probleme vor Ort ist, kann gar nicht hoch genug bewertet werden.
C. Mischka