Prospektion auf dem Vulkan – Unser Geophysikteam im Einsatz in Georgien
Im Rahmen des Kooperationsvertrages zwischen der Eurasien-Abteilung des DAI und der UFG-FAU beteiligte sich ein Team unseres Instituts in den letzten zwei Wochen an der Erforschung neolithischer und insbesondere frühbronzezeitlicher Fundplätze in Südgeorgien. Das kriegsbedingte Ende des gemeinsamen Projektes in Südrussland führte zu dieser Neuorientierung hin zu einer Region, in der die Eurasien-Abteilung bereits seit Jahren mit mehreren Grabungsprojekten aktiv ist (Projektpartner: S. Hansen und U. Schlotzhauer).
Schwieriges Pflaster für die Geophysik – ergänzende Methoden
Bei den Prospektionen kamen sowohl das Gradiometer als auch das Georadar zum Einsatz. Diese Kombination war unbedingt notwendig: Manchmal machte der vulkanische Untergrund in diesem Teil des Kaukasus geomagnetische Untersuchungen unmöglich, während sich die Steinkonstruktionen von Gräbern und Wohnbauten im Radar noch fassen ließen. An anderen Fundplätzen wiederum zeigte die Magnetik Gruben und Gräben, wo das Radar keinen Kontrast der Materialdichte erkennen konnte.
Ein Tell mit Gräben – und einer Mauer?
Erstes Ziel war der Fundplatz Mashaveras Gora, ein Siedlungshügel der neolithischen Shulaveri-Shomutepe-Kultur aus dem 6. Jahrtausend v. Chr., in der Nähe der Grenzen Georgiens zu Armenien und Aserbaidschan. Die Arbeiten hier fanden in Kooperation mit J. Abuladze und D. Zhvania vom Georgischen Nationalmuseum statt.
Von besonderer Bedeutung an diesem Fundplatz sind die zahlreichen Bauten aus Lehmziegeln. Pech nur, dass diese im umgebenden, lehmigen Sediment sich weder durch einen magnetischen Kontrast noch durch eine abweichende Dichte abheben – sie bleiben in Radar und Magnetik unsichtbar. Deutlich zu erkennen waren im Magnetogramm aber zahlreiche Gruben, die zeigen, dass das Fundplatzareal deutlich über den eigentlichen Hügel hinaus geht. Zudem strukturieren nicht nur zwei konzentrische Gräben den Hügel, sondern auch ein dazu passender mutmaßlicher (Stein-)Mauerbefund. Dieser und verlangt nun eine nähere Untersuchung.
Frühe Bronzezeit im Gebirge…
Deutlich problematischer war die Prospektion der Fundplätze Irmis Rka und Pkheri bei Achalziche, in der Nähe der türkischen Grenze. Zusammen mit dem Ausgräber dieser Plätze, G. Chilingarashvili, ebenfalls vom Georgischen Nationalmuseum, ging es beispielsweise in Irmis Rka auf die Spitze eines fast 1600m hohen Vulkankegels. Dort galt es zu untersuchen, ob sich die in einem Grabungsschnitt angetroffenen Steinbauten der Kura-Araxes-Kultur (3000-2000 v.Chr.) auch auf andere Teile der Bergkuppe erstrecken. Die Magnetik zeigte hier (nicht ganz unerwartet) nur: Massive Anomalien, hervorgerufen durch Vulkangestein. Dafür lieferte das Radar aber gute Ergebnisse, die bei der Planung der nächsten Ausgrabungen helfen können.
…und frühe Bronzezeit im Tal
Zentraler Teil der Kampagne war die Prospektion am bekannten Fundplatz Samshvilde, ebenfalls aus der Kura-Araxes-Kultur. Zusammen mit L. Tchabashvili von der Georgischen Universität in Tblissi, der dankenswerter Weise auch die Gesamtorganisation der Kampagne in Georgien übernahm, konnte hier großflächig sowohl mit dem Radar als auch mit dem Gradiometer gearbeitet werden. Nur so ist es möglich, die Unterschiede zwischen dem stets kleinräumig wechselndem geologischen Untergrund auf der einen und den tatsächlichen archäologischen Befunden auf der anderen Seite herauszuarbeiten – eine Arbeit, die noch nicht abgeschlossen ist. Zahlreiche kleinteilige Befunde müssen noch analysiert und interpretiert werden.
An der Wiege der ersten Europäer. Oder doch zumindest nah dran.
Der letzte Fundplatz dieser Kampagne lag in direkter Nähe des berühmten Hominidenfundplatzes von Dmanisi. Aber während dort auf einem Sporn in ca. 1,8-1,6 Millionen Jahre alten Schichten die ältesten Menschenreste außerhalb von Afrika gefunden wurden, beschäftigte sich unser Team im Tal unterhalb von Dmanisi ein letztes Mal mit der Kura-Araxes-Kultur. In Saparlo hatte K. Kakhiani bereits vor Jahrzehnten Steinkistengräber dieser Kultur ausgegraben und auch diesmal sollte er Recht behalten: In der Nähe eines bereits von der Straßenböschung angeschnittenen Grabes fand sich im Radarbild ein weiterer mutmaßlicher Grabbefund, und auch die Geomagnetik zeigt rechtwinklige Strukturen, die unter Umständen mit der zugehörigen Siedlung in Zusammenhang stehen.
Ein neues Projektgebiet – nur ermöglicht durch unsere Partner!
Schlussendlich erwies sich die Arbeit in Georgien zwar als technisch herausfordernd, erbrachte aber auch interessante Ergebnisse, archäologisch und auch methodisch für die verwendeten Messtechniken. Die grandiose Szenerie tat ein Übriges, die Begeisterung unseres Teams für das Land noch zu steigern. All dies wurde jedoch nur durch die Unterstützung durch unsere Partner bei der Eurasien-Abteilung des DAI, der Universität von Georgien und dem Georgischen Nationalmuseumen ermöglicht. Daher an dieser Stelle noch einmal herzlichen Dank!