Ergebnisse der Lehrgrabung 2024 in Stăuceni „Holm“/Rumänien

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Ein multinationales Team

Nach vier Wochen Feldarbeit kehrte unser Feldforschungsteam von der jährlichen Grabungskampagne in Rumänien zurück. Wie schon im letzten Jahr stand wieder die Erforschung einer sogenannten „Megastructure“ auf dem Fundplatz Stăuceni „Holm“ im Mittelpunkt der Maßnahme. Zehn Studierende unter der Leitung von Prof. Dr. D. Mischka und Dr. C. Mischka (UFG-FAU) und Dr. A. Kovacs (Historisches Museum Botoșani) waren dabei Teil eines multinationalen Teams, dem auch Kolleg*innen aus Rumänien (Universitäten Cluj und Iaşi, Archäologisches Institut der Rumänischen Akademie, Außenstelle Iaşi) und Tschechien (Schlesisches Museum Opava) angehörten.

Die „Megastructure“

Bei der sogenannten „Megastructure“ handelt es sich um eine außergewöhnlich große Struktur (der Begriff „Gebäude“ muss hier zunächst einmal vermieden werden) im Eingangsbereich der Siedlung Stăuceni „Holm“, einem Fundplatz aus der Cucuteni A3 – Epoche (ca. 4300-4000 v. Chr.). Nach der geomagnetischen Prospektion und einer planmäßigen Oberflächenaufsammlung auf dem Fundplatz in den Jahren 2021 und 2022 begann im letzten Jahr die Erforschung der ca. 32x12m großen Struktur durch eine planmäßige Ausgrabung. An Forschungsfragen mangelt es dabei nicht, schließlich wurden bereits über 1000 Häuser der Cucuteni-Tripilija-Kultur ausgegraben, allerdings noch nicht mal eine Handvoll „Megastructures“. Dafür gibt es jedoch genügend Interpretations- und Deutungsvorschläge für diese Befunde.

Die Grabung 2024 – mehr als nur ein Fußboden?!

Zunächst wurden die Schnitte des letzten Jahres noch einmal geöffnet um die Befunde unterhalb des Fußbodens zu erfassen. Dabei konnte insbesondere der Fundamentgraben der Wand, die die Struktur ergab, perfekt dokumentiert werden. In diesem fanden sich auch Spuren einiger größerer Pfosten. Deren Funktion bleibt zunächst unklar, fehlt doch für die westlichen Teile der Struktur, die im letzten Jahr gegraben wurden, jegliche Hinweise auf Wände oder gar ein Dach.

Die in diesem Jahr neu aufgezogenen Schnitte erfassen nun weitere Teile der Struktur im Norden und Osten, in Richtung ihres Zentrums. Diese Schnitte erbrachten teils unerwartete, neue Erkenntnisse. Zunächst konnte das Team auch in diesem Jahr unter dem Rotlehm des verbrannten Hauses die perfekt erhaltenen Abdrücke des ehemaligen Holzfußbodens freilegen.

Doch darauf und darunter lagen die Überraschungen: Am Rand des östlichen Schnittes lagen auf dem Rotlehm des Fußbodens noch Reste von Rotlehm mit Flechtwerkabdrücken – Wandreste! Unter dem Boden konnten dann per Geomagnetik im Grabungsschnitt weitere Befunde erkannt werden, die im Planum noch unsichtbar blieben. Sie stellten sich als massive, mit Rotlehm gefüllte Pfostenlöcher heraus, die bis zu 75 cm unter die Oberfläche des ehemaligen Fußbodens reichten – ein bisher für die Cucuteni-Kultur unbekanntes Novum. Also doch ein Haus? Oder zumindest der Anfang eines Hauses mit einer (ziemlich großen) Holzveranda? Zahlreiche Keramikkonzentrationen und auch die Reste einer Herdstelle zeigen aber eine intensive Nutzung dieses (Gebäude-?) Teils an. Die Ausgrabungen im nächsten Jahr werden weitere Klarheit bringen.

 

Und nebenher noch zwei neue Großsiedlungen…

Um den Erntestand zu nutzen, führte ein Teil des Teams zusätzliche Geomagnetikuntersuchungen auf zwei weiteren Fundstellen in der Region durch. Zunächst konnte die Prospektion von Văculeşti „La Odaie“ endlich abgeschlossen werden. Im Frühjahr verhinderten dies noch Regen und Matsch, jetzt liegt der gesamte Plan dieser über 11 Hektar großen, ringförmig angelegten Cucuteni A/B-Siedlung vor.

Nur ein paar Kilometer entfernt wurden in Văculeşti „La Prisacă“ überall wo möglich, erste Suchstreifen zwischen die Maisfelder gelegt. Das dortige Plateau bietet 24 Hektar Platz und jede Menge Sammelfunde aus der Cucuteni-Kultur. Es fanden sich dann auch zahlreiche Hausbefunde und auch Hinweise auf ein Grabenwerk. Allerdings konnte noch nicht geklärt werden, ob es sich um eine sehr große Siedlung handelt, oder um mehrere kleineren Siedlungen, die nacheinander auf demselben Plateau angelegt wurden. Im Herbst wird der Mais hoffentlich geerntet sein, so dass die Herbstmagnetik hier Klarheit schaffen kann.

Wie es denn nun weitergeht

Die Grabung im Sommer 2024 hat wieder einmal gezeigt, dass auch Lehrgrabungen geeignet sind, wertvolle Forschungsergebnisse zu liefern. Auch unter härtesten klimatischen Bedingungen (bis zu 38° im Schatten – nur gibt es den im Umkreis von 50 Kilometern nicht…) lernten die Studierenden nicht nur die Arbeit mit den technischen Geräten, die Feinarbeit am Rotlehm oder das Zeichnen und Fotografieren. Auch die klassischen einfachen, schweren Erdarbeiten mit Spaten und Schaufel waren Teil des Alltags und wurden vom Team erfolgreich bewältigt.

Es bleibt daher zu hoffen, dass zumindest einige der Studierenden auch nächstes Jahr wieder dabei sind, um ihre Erfahrungen dann dem neuen Jahrgang an Kommiliton*innen beibringen zu können – und das Rätsel um die seeehr große Veranda und das noch ein bisschen zu kleine Haus zu lösen!

Zuletzt noch: Vielen Dank an das gesamte Team!

Unsere Kollegen:

Dr. Adela Kovác, Alex Ciobanu, Alex Nicifor (Muzeul de Istorie Botoşani), Constantin Aparascievei (Muzeul Bucovinei Suceava), Ionuţ Chirila (Institutul de Arheologie Iaşi), Alina Guliciuc (Univ. Cluj), Ondřej. Klápa, Monika Kokeová (Slezské zemské muzeum Opava), Hannah Shlosberg (Constanţa), Vlad Voiniciuc (Universität Iaşi).

Das Team der UFG-FAU:

Prof. Doris Mischka, Dr. Carsten Mischka, Aurora Botsch, Lorenz Galla, Martin Gruber, Konrad Hahn, Miray Kaçar, Hanna Mändl, Christina Moor, Fin Portenhauser, Lucas Retkowski und Josina Sieler.

Carsten Mischka