Ältere Urgeschichte
In der durch jägerische und sammlerische Lebensweisen gekennzeichneten Älteren Urgeschichte (2,5 Millionen Jahre vor heute bis 6. Jahrtausend v. Chr.) steht die Auseinandersetzung des Menschen mit den veränderlichen Umweltbedingungen des Eiszeitalters und der beginnenden Nacheiszeit im Vordergrund. Während ein großer Teil dieses Abschnitts durch eine wechselseitige Beziehung zwischen Umwelt, Kultur und körperlich-intellektueller Entwicklung charakterisiert ist, die schließlich in der Besetzung neuer Lebensräume in Afrika und Eurasien mündet, dominiert spätestens mit dem vor 200.000 Jahren erstmals in Ostafrika nachgewiesenen modernen Menschen eine variable kulturelle Anpassung und ermöglicht in vergleichsweise kurzer Zeit die Besiedlung aller Kontinente.
Forschungsprofil der „Älteren Urgeschichte und Paläoökologie prähistorischer Jäger und Sammler“
Profil der „Älteren Urgeschichte und Paläoökologie prähistorischer Jäger und Sammler“ (in orange) innerhalb der Forschungen des Erlanger Instituts
Forschungen im Rahmen der „Professur für Ältere Urgeschichte und Paläoökologie prähistorischer Jäger und Sammler“ konzentrieren sich auf Rekonstruktionen, die anhand einer detaillierten Analyse von Steinartefakten erfolgen. Ausgehend von einer Untersuchung der Herstellungskette von Steinartefakten (innerhalb von Rohmaterialeinheiten wie etwa knollengleichen Werkstücken), bei der neben den sozial weitergegebenen Rezepturen auch Rückschlüsse auf die Fähigkeiten von Individuen gelingen, werden auf einer höheren Skale Aussagen zu der natürlichen und kulturellen Entstehungsgeschichte einzelner Fundstellen („Site-Formation-Process“) sowie zu möglichen Beziehungen zwischen Fundstellen angestrebt („Landnutzungsmuster“). Besonderes Augenmerk gilt dabei Zeitbereichen, in denen der Homo sapiens – also der Neandertaler und/oder der frühe moderne Mensch – vertreten war. Geographisch wird ein diachroner Vergleich innerhalb eines (z.Z. punktuell durch Bayern, die Ukraine, die Russische Föderation und Israel bearbeiteten ) West-Ost-Transsektes zwischen Mitteleuropa und dem Altai angestrebt in der Annahme, dass außerhalb des südwesteuropäischen Kerngebietes Siedlungsdynamiken für das Paläolithikum besser zu fassen sind.