Das Mesolithikum im österreichischen Donaukorridor
Dissertationsprojekt von Julia Blumenröther MA
Betreut von: Prof. Dr. Th. Uthmeier, Dr. Andreas Maier
Das Projekt
Der Donaukorridor verband vermutlich auch im Mesolithikum die kulturellen/formenkundlichen Sphären Mittel- und Osteuropas miteinander. In welchem Maße dieser Austausch allerdings stattfand, ist bislang ungeklärt, da das Mesolithikum im österreichischen Donaukorridor bis heute weitgehend unerforscht ist. Dies gilt es, im Rahmen dieses Projektes zu ändern.
Mesolithikum mit Tradition
Seit Mai 2018 widmet sich das Projekt „Das Mesolithikum im österreichischen Donaukorridor“ der Frage nach den Charakteristika des Mesolithikums in diesem Raum und inwieweit Umwelt- und Klimabedingungen das soziale Verhalten der Jäger-Sammler-Gruppen in dieser
Zeit beeinflusst haben. Diese Arbeit steht in einer Reihe weiterer Projekte zur Erforschung des Mesolithikums in Erlangen, z.B. von Th. Richter (Mesolithikum in Altbayern) und B. Spiess (Mesolithikum in Mainfranken)
Vom Mikrolithen zum Gesamtinventar – Ein neuer Fokus
Die Steingeräteinventare der 14 bislang bekannten mesolithischen Fundstellen im österreichischen Donaukorridor stellen die Datenbasis des Projekts dar. Die Steingeräte der oberösterreichischen Fundstellen Aschach an der Donau und Gusen-Berglitzl werden seit Anfang 2019 merkmalanalytisch aufgenommen und ausgewertet. Dabei ist der typologischen Vergleich auf einer größeren räumlichen Skale schwierig, da sich die etablierten Typologien weitestgehend auf südwestdeutsches Material stützen (z.B. „Beuronien“).
Aus diesem Grund soll der Fokus weg von einem rein typologischen Vergleich auf der Basis von Steinartefakten – den Mikrolithen – hin zu einer ganzheitlichen Erfassung des Fundinventars verlagert werden. So kann ein adäquater Vergleich mit Inventaren in angrenzenden Regionen
gezogen werden. Sondagen und Ausgrabungen an ausgewählten, bisher nur als Sammelfundplätzen bekannten Fundorten sollen zudem die Datenbasis signifikant verbreitern. Ein Beispiel hierfür sind die Arbeiten in Aschach an der Donau.
Grabung Aschach 2018
Die Feldarbeit beginnt!
Von den drei bislang aus Oberösterreich bekannten Fundstellen ist Aschach an der Donau (Bezirk Eferding, Oberösterreich) ca. 30 km von Linz entfernt, besonders interessant.
Der Sammler Erwin Lindorfer hat die Fundstelle vor etwa 15 Jahren entdeckt. Da Oberösterreich aufgrund der geringen Anzahl an Fundstellen bislang ein weißer Fleck auf der mesolithischen Landkarte darstellt, ist eine Kooperation zwischen dem Bundesdenkmalamt Oberösterreich in Linz, dem Institut für Ur- und Frühgeschichte in Erlangen sowie dem Verein Landschaftsschule Donauschlinge entstanden, um diese Freilandfundstelle des Mesolithikums mit potentieller in situ Erhaltung auszugraben.
Im Spätsommer 2018 wurde eine einwöchige Sondagegrabung vorgenommen, um die Erhaltungsbedingungen der mesolithischen Fundschicht zu klären. Da das Gebiet der Oberflächenaufsammlungen lange landwirtschaftlich genutzt wurde, beschränkte sich das Untersuchungsgebiet vor allem auf einen schmalen Wiesenabschnitt mit altem Baumbestand. Dort zeigte sich trotz einer starken Durchmischung des Fundmaterials (Bioturbation und Durchwurzelung), dass sich an dieser Stelle eine intakte mesolithische Fundschicht erhalten haben könnte.
Die ersten Funde
In der ersten Kampagne wurden insgesamt fast 900 archäologische Funde geborgen. Darunter befinden sich Steinartefakte, Tierknochen, Keramik und auch Bronze. Die Keramik- und Bronzefunde traten vor allem im Bereich der Wurzeln und Tiergänge zu Tage. Im Verlauf der Ausgrabung nahm der Anteil der Steinartefakte in den Schnitten 3, 7 und 8 deutlich zu. Im Gegensatz dazu wurde die Anzahl an Keramik- und Bronzefunden ab den Sedimenteinheiten 15, 17 und 21 deutlich weniger. Eine erste 14C-Datierung von Knochenmaterial ergab ein frühneuzeitliches Alter, was aber höchstwahrscheinlich mit der starken Durchwurzelung und Bioturbation in Zusammenhang zu bringen ist und keineswegs direkt für ein frühneuzeitliches Alter der gesamten Fundschicht spricht. Bislang konnten mehrere Steinwerkzeuge in den untersten Bereichen der Fundschicht identifiziert werden, die typologisch in ein frühes Mesolithikum einzuordnen sind. Um jedoch mit Sicherheit von einer mesolithischen Fundschicht sprechen zu können, sind weitere Grabungen im Bereich der alten Birnbäume notwendig. Dies wird voraussichtlich 2020 stattfinden.