Grabungen an der Magdalénien-Freilandfundstelle Bad Kösen-Lengefeld (Sachsen-Anhalt)
Prof. Dr. Th. Uthmeier gemeinsam mit Prof. Dr. Jürgen Richter, Universität zu Köln, und dem Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen Anhalt
seit 2008
Im Rahmen des Projektes wird die Magdalénien-Freilandstation Bad Kösen-Lengefeld nahe Naumburg/Saale durch Lehrgrabungen untersucht. Parallel hierzu sollen Daten sowohl aus der Literatur als auch aus Prospektionsmaßnahmen des im Saale-Unstrut-Gebiet dazu beitragen, den räumlich-funktionalen Kontext des Platzes zu erklären.Die Magdalénien-Fundstelle Bad Kösen-Lengefeld liegt etwa 2 Kilometer südlich vom Ortskern Bad Kösen entfernt am linken, nördlichen Ufer der Saale auf einem Geländesporn, der durch einen Muschelkalkfelsen gebildet wird.
Der Flusslauf der Saale hat sich an dieser Stelle tief in die Landschaft eingeschnitten, so dass zu beiden Seiten Steilhänge und – entlang der Prallhänge – nahezu vertikale Felswände aufragen. Das Fundareal befindet sich am südwestlichen Rand einer zum Sonnenbogen hin offenen Stufe, die sich unmittelbar an eine enge Flussschleife anschließt, welche die altbekannte Magdalénien-Fundstelle Saaleck umschließt. Der Platz wurde durch V. Töpfer, W. Matthias und F. Waih in den 1950er Jahren entdeckt. Unter den zuletzt durch D. Mania geborgenen Oberflächenfunden befinden sich des Weiteren neben einigen möglicherweise bearbeiteten Geröllen zahlreiche, teilweise mit Ritzlinien versehene Steinplatten sowie wenige Pferdezähne. Zur Klärung des Kontextes der Oberflächenfunde wurden im Grabungsjahr 2008 Strategien verfolgt, die einer Klärung der großflächigen Zusammenhänge dienten (geomagnetische Prospektion, systematische Sondagen) und durch Ausgrabungen von Teilflächen seit 2009 ergänzt werden.
seit 2009
Aufgrund der oberflächennahen Lagerung konnten seit 2009 für paläolithische Verhältnisse vergleichsweise große zusammenhängende Flächen untersucht werden. Charakteristisch sind neben der Erhaltung von Faunenresten und Steinartefakten evidente Befunde in Form von Plattenlagen und teils aufwändig konstruierter Feuerstellen. In einem Fall enthielt eine regelrechte Steinpackung Langknochen und größere Mengen verbrannten Sediments, in einem zweiten Fall war eine große horizontale Kalksteinplatte vermutlich als Hitzestein gedacht. Die für eine funktionale Deutung wichtigen Informationen zum Magdalénien-Fundplatz von Bad Kösen-Lengefeld beinhalten
1. Kalkstein- und Sandsteinplatten, die den Untergrund für Aktivitätszonen bilden
2. Mehrere Aktivitätszonen, für die eine Funktion als Arbeitsplätze unter freiem Himmel oder Bodenbelag einer Behausung in Frage kommen
3. Verbrannte Quarzgerölle, die als Kochsteine gedeutet werden
4. Steinartefakte, die vor Ort aus bereits geschälten Rohknollen hergestellt wurden, wobei nichts auf einen Mangel an Rohmaterial deutet
5. den Nachweis von Pferden durch Funde von Zahnreihen aus Ober- und Unterkiefer
Damit ist die Fundstelle berühmten Magdalénien-Plätzen wie Nebra, aber auch Gönnersdorf oder Andernach durchaus an die Seite zu stellen. Aufgrund der spektakulären Befunde werden die Grabungen in Bad Kösen-Lengefeld als Lehrgrabung fortgeführt.
Weitere Informationen zum Projekt in Bad Kösen-Lengefeld enthalten die untenstehenden Poster.
Uthmeier, Th. & Richter, J. (2012). Die Ausgrabungen der Universität zu Köln an der Magdalénien-Freilandfundstelle Bad Kösen-Lengefeld: Ein Vorbericht. In H. Meller (Hrsg.), Zusammengegraben – Kooperationsprojekte in Sachsen-Anhalt. Tagung vom 17. bis 20. Mai 2009 im Landesmuseum für Vorgeschichte Halle (Saale) (Archäologie in Sachsen-Anhalt, Sonderband 16) (S. 27-39). Halle: Landesmuseum für Vorgeschichte.