Untersuchungen zur Herkunft der Neandertaler im Russischen Altai
Prof. Dr. Thorsten Uthmeier (UFG-FAU) / Prof. Dr. Andrey Krivoshapkin (Russian Academy of Sciences Novosibirsk); in Kooperation mit dem „Institute of Archaeology and Ethnography of the Siberian Branch of the Russian Academy of Sciences (IAET SB RAS)“
Finanziert durch die DFG-RSF Cooperation: Joint German-Russian Project Proposals in Life Sciences, Social Sciences and Humanities.
Jüngste Fortschritte in der genetischen Analyse fossiler DNA führten zu neuen Hypothesen über die taxonomischen Beziehungen zwischen verschiedenen Neandertal-Populationen sowie zwischen Neandertalern, modernen Menschen und den kürzlich entdeckten „Denisova-Menschen“. Eine Kernregion diese Beziehungen aus archäologischer Sicht zu untersuchen ist der russische Altai, wo vor kurzem die Fossilien des östlichsten Neandertalers zusammen mit einer bisher unbekannten Steinindustrie aus dieser Region gefunden wurden. Das Ziel des Projektes ist, die Frage nach der Herkunft der Altai-Neanderthaler zu lösen, indem archäologische Daten verwendet und diese mit bestehenden Hypothesen verglichen werden, die aus paläogenetischen Forschungen abgeleitet wurden. Dieser herausfordernde Ansatz wird durch die zahlreichen archäologischen Aufzeichnungen aus dem russischen Altai ermöglicht, welche auf regionaler Ebene auf ihre lithische Artefaktkomponente hin analysiert und dann mit ähnlichen Industrien auf überregionaler Ebene verglichen werden. Dazu werden moderne Standardmethoden mit neuartigen Ansätzen bei der Untersuchung bifazialer Werkzeuge, wie der geometrischen 3D-Morphometrie und der räumlichen Analyse mit Hilfe von Geographischen Informationssystemen (GIS) kombiniert. Großräumige Vergleiche, durchgeführt mit multivariaten Statistiken und unter Verwendung von Daten aus dem Altai, den angrenzenden osteurasischen Regionen, dem Nahen Osten sowie Mittel- und Osteuropa werden im Zusammenspiel mit der GIS-Analyse die Bestimmung der angestammten Heimat des Altai-Neandertalers und die Rekonstruktion möglicher Migrationsrouten ermöglichen.