Das hallstattzeitliche Gräberfeld von Simmelsdorf-St. Helena
Kurzbeschreibung
Eine Ausgrabung mit Tradition
Seit 2012 finden jährliche Lehrgrabungen des Institutes auf dem hallstattzeitlichen Grabhügelfeld von Simmelsdorf – St. Helena statt. Die Arbeiten werden durch das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege (BLfD) finanziert und erfolgen in Kooperation mit dem BLfD und der Naturhistorischen Gesellschaft in Nürnberg (NHG).
2012 wurde ein erster, verhältnismäßig schlecht erhaltener Hügel (Hügel 1) untersucht, der mit über 20 m Durchmesser wesentlich größere und zudem viel besser erhaltene Hügel 2 stand von 2013 – 2017 im Fokus der Erforschung. In deren Zuge wurde 2015 auch ein weiterer, deutlich kleinerer Grabhügel, Hügel 3 entdeckt. 2017 folgte dann die Entdeckung von Hügel 4.
Schwerpunkt Ausbildung
Neben der Wissenschaft steht vor allem die Ausbildung im Fokus der Grabungsarbeiten. An der Kampagne 2017 nahmen beispielsweise über 20 Studierende teil, für viele war dies der erste Kontakt mit archäologischer Feldarbeit. Vor Ort werden sie von den örtlichen Grabungsleitern und bereits erfahreneren KommilitonInnen in die grundlegenden Ausgrabungstechniken, sowie die zeichnerische und fotografische Dokumentation eingewiesen. Zudem erfolgt eine erste Einweisung in die tachymetrische Vermessung.
Bisherige Aktivitäten:
2012: Ausgrabung von Hügel 1 (Dr. L. Steguweit)
2013: Beginn der Lehrgrabung Hügel 2 (Dr. L. Steguweit)
2014: Fortführung der Grabung Hügel 2 (Dr. L. Steguweit)
2015: Lehrgrabung Hügel 2 (Prof. Dr. D. Mischka, lokale Leitung zeitweise Dr. L. Steguweit)
2016: Lehrgrabung Hügel 2, Entdeckung von Hügel 3 (Prof. Dr. D. Mischka, lokale Leitung C. Drummer M.A.); Workshop zur Erstellung von digitalen Oberflächenmodellen per Drohne (Gemeinsam mit dem Geographischen Institut der CAU Kiel)
2017: Lehrgrabung Hügel 2 und 3, Entdeckung von Hügel 4 (Prof. Dr. D. Mischka, lokale Leitung B. Praschl, M. Rodens B.Sc., I. Tasimova B.A.)
2018: Lehrgrabung Hügel 3 und 4 (Prof. Dr. D. Mischka, lokale Leitung M. Rodens B.Sc.)
2019: Lehrgrabung Hügel 4 (Prof. Dr. D. Mischka, lokale Leitung M. Rodens MA)
Sommer 2015 – Wie groß ist Hügel 2?
Nach den kleinräumigen Aktivitäten 2013 und 2014, die 2014 durch den unerwarteten Fund von organischen Resten im Bereich der mutmaßlichen Grabkammer unterbrochen werden mussten, sollte die Kampagne 2015 endlich die Ausdehnung eines Hügels klären. Zudem galt es, zu überprüfen, ob sich noch weitere organische Überreste aus dem Grabkammerbereich bergen lassen.
Ein Team von etwa 15 Studierenden der archäologischen Wissenschaften unter Leitung von zunächst Prof. Dr. D. Mischka, später von Dr. L. Steguweit, unterstützt von Mitgliedern der Naturhistorischen Gesellschaft Nürnberg, widmete sich mehrere Wochen der Beantwortung dieser Fragen.
Neben den traditionellen Arbeits- und Dokumentationsweisen, wie zum Beispiel dem Ausheben und Zeichnen von Profilen, das Freipräparieren der Befundoberfläche, dem Anlegen von Plana oder einfach nur Schubkarren schieben, wurde nun für Erlanger Maßnahmen erstmalig auch mit mehreren Computern und einer Drohne mit 4K Kamera vor Ort gearbeitet. Die digitalen Daten wurden anschließend genutzt, um hochauflösende 3D-Modelle der Befunde und der Hügeloberfläche zu erstellen. Diese konnten dann als Zeichenvorlage, als Basis für die Erstellung von entzerrten Fotographien, zum Abnehmen von Maßen sowie für die Anlage virtuelle Schnitte durch die Befunde, genutzt werden.
Während der Kampagne wurde der gesamte Grabhügel mit einem Durchmesser von ca. 20m freigelegt. Hierbei kam heraus, dass die Steinpackung des Hügels zusätzlich von einem Steinplattenring umgrenzt ist. Darüber hinaus konnten mehrere Nebenbestattungen in Form kleinerer Steinsetzungen um die Hauptbestattung herum lokalisiert werden so wie organische Funde aus der zentralen Bestattung geborgen werden. Aufgrund dieser besonders gut überlieferten Befundes sowie der ungewöhnlich guten organischen Erhaltung sollen nun auch in den nächsten Jahren weitere Lehrgrabungen an diesem Platz folgen.
(von C. Mischka)
Sommer 2016 – Konzentration auf die Grabkammer
Erforschung der Grabkammer
Unter der lokalen Leitung von C. Drummer M.A. wurde auch diesen Sommer die Lehrgrabung in St. Helena weitergeführt. Nachdem im Vorjahr die Ausmaße des Hügels 2 weitestgehend geklärt werden konnten, lag der Schwerpunkt diesmal zunächst auf der möglichst vollständigen Ausgrabung der restlichen zentralen Grabkammer. Dabei wurde mit maximaler Genauigkeit und tausenden von Einzelfundeinmessungen vorgegangen. Außerdem konnten unter der Steinpackung Pfostenlöcher dokumentiert werden, die vermutlich zur Konstruktion der Grabkammer gehören.
Klärung des Hügelaufbaus
Parallel zu den Arbeiten in der Kammer wurde 2016 der steingerechte Plan der Hügelschüttung samt umgebenden Steinkranz mittels drohnen- und bodengestützter Fotogrammetrie fertiggestellt. Weiterhin konnte mit fortschreitendem Arbeitsstand in der Grabkammer auch begonnen werden, ein Profil durch den Hügel anzulegen. Für diese diese Arbeiten musste die Grabungsmannschaft teilweise zentnerschwere Steinblöcke zu entnehmen, aber nur so wird es später möglich sein, den Aufbau der Hügelschüttung und damit auch die Baugeschichte von Hügel 2 zu klären.
(von C. Mischka)
Sommer 2017 – Pflugspuren und der Abschied von Hügel 2
Abschluss der Arbeiten an Hügel 2
Das Hauptziel bestand in der Fertigstellung der Ausgrabung von Hügel 2. Dafür wurden zunächst, die letzten Reste der Grabkammer zu entnommen, wobei auch einige Pfostengruben als Hinweise auf die Konstruktion der Kammer dokumentiert wurden.
Weiterhin gelang es, den bereits im Vorjahr begonnenen Schnitt durch den Hügel zu einem letztendlich über 25 m langen Profilschnitt durch die Hügelschüttung bis in das Umfeld des Hügels zu erweitern. In diesem Profil konnten dann nicht nur die einzelnen Phasen der Steinpackung, sondern auch noch der unter dem Hügel konservierte ehemalige A-Horizont mitsamt prähistorischen Pflugspuren (s.u.) dokumentiert werden.
Überraschungen unter und neben Hügel 2
Völlig unerwartet war der Fund von Pflugspuren unter der Steinpackung, in der Nähe der angenommenen Grabkammer von Hügel 2. Durch die Funde aus dem Grab stratigraphisch gesichert älter als Ha C, sind diese der erste Nachweis prähistorischer Pflugaktivität in Franken.
Ebenfalls unerwartet, aber im Kontext des Fundplatzes nicht verwunderlich war die Entdeckung eines weiteren Grabhügels (Hügel 4) im Rahmen der Anlage des Hauptprofilschnittes. Mit einem Durchmesser von ca. 8-10 m ähnelt er Hügel 3. Dabei werden Hügel 3 und 4 vom äußersten Steinkranz von Hügel 2 überlagert. Die Stellung der beiden kleineren Hügel zueinander konnte aber noch nicht geklärt werden, da eine mögliche Überlagerung wenn, dann außerhalb des Grabungsschnittes vorliegt.
Das Grabhügelfeld von Simmelsdorf-St. Helena hält demnach noch genügend offene Fragen für weitere Lehrgrabungen bereit.
(von C. Mischka)
Sommer 2018 – Eine Geschichte zweier Hügel
Beginn der diesjährigen Lehrgrabungen in St. Helena
15.08.2018: Seit Montag läuft wieder die seit 2012 jährlich stattfindende Lehrgrabung des Erlanger UFG-Instituts auf dem hallstattzeitlichen Grabhügelfeld von Simmelsdorf-St. Helena. Nach dem Abschluss der Ausgrabung von Hügel 2 stehen dieses Jahr die Hügel 3 und 4 im Fokus. Sie wurde in den letzten Kampagnen entdeckt, aber noch nicht ergraben. Von besonderem Interesse ist dabei die sich in der letzten Kampagne andeutende stratigraphische Überlagerung der beiden Hügel miteinander und besonders mit Hügel 2.
Ausbildung an Spaten und Bagger, Tachymeter und Drohne
Nachdem die bisherigen Grabungen gezeigt haben, dass im untersuchten Bereich des Gräberfeldes mit einer starken Überdeckung der Hügel mit weitestgehend fundfreiem Decksediment vorliegt, steht die erste Woche zunächst im Zeichen schwerer Erdarbeiten. Grabungsleiter M. Rodens B.Sc. und sein Team aus 12 Studierenden – einige von ihnen zum ersten Mal auf einer Ausgrabung – setzten dabei auf Spaten, Schaufel und einen Kleinbagger. Dienstag wurden schließlich die obersten Schichten der Steinpackungen erreicht, so dass das Freipräparieren der Hügelschüttungen beginnen kann.
Als Lehrgrabung soll neben der eigentlichen Ausgrabung auch dieses Jahr ein weiterer Schwerpunkt auf der Ausbildung der Studierenden gelegt werden. Mittlerweile obligatorisch ist die Einweisung in die Dokumentation per Tachymeter und Fotogrammetrie. Neu ist in diesem Jahr der parallel zur Grabung stattfindende Drohnenflugkurs, der die Studierenden mit den Möglichkeiten und Techniken des Drohneneinsatzes auf Grabungen vertraut machen, sowie sichere Kenntnisse in der Handhabung des institutseigenen Fluggerätes vermitteln soll. Auf diese Weise kann sichergestellt werden, dass die Studierenden der Erlanger Ur- und Frühgeschichte auf dem großen, aber auch technisch immer komplexer werdenden Arbeitsmarkt der praktischen Archäologie bestehen können.
(von C. Mischka)
Es wird komplex – Arbeitsstand nach anderthalb Wochen Ausgrabung St. Helena 2018
22.08.2018: Mittlerweile geht die Lehrgrabung in Simmeldorf-St. Helena in die zweite Woche. Die Schnitte wurden aufgebaggert und Hitze und Staub zum Trotz hat das Grabungsteam das Freipräparieren der Grabhügel nahezu vollendet. Als nächster Schritt folgt nun das Abnehmen der Steinpackungen, um den weiteren Grabaufbau klären zu können.
Unerwartete Hügelformen und -anbauten
Ein erstes, überraschendes Ergebnis sind die Ausmaße und die Form von Hügel 4. Aufgrund der bisherigen Ausgrabungen wurde dieser ursprünglich mit einem Durchmesser von ca. 6 m rekonstruiert. Der jetzige Arbeitsstand zeigt aber, dass es sich um ein Bauwerk mit deutlich größeren Ausmaßen handelt. Einige Schaufelarbeit wird noch erforderlich sein, bis die Grabungsmannschaft den Schnitt soweit erweitert hat, dass in dieser Frage Klarheit herrscht.
Etwas komplexer als gedacht sind auch die Verhältnisse bei Hügel 3, der im Nordosten einen rechteckigen Anbau aufzuweisen scheint – vielleicht eine Parallele zum Kosbacher Altar? Noch ist es zu früh, dies zu entscheiden, aber es ist klar, dass noch spannende Nachrichten für die nächsten dreieinhalb Wochen zu erwarten sind.
(von C. Mischka)
Keramik, Knochen und jede Menge Sediment – Fortschritte in St. Helena
30.08.2018: Nachdem in der Anfangsphase der Grabung die beiden Grabhügel 3 und 4 in ihrer Ausdehnung erfasst und oberflächig präpariert wurden, laufen nun seit einer Woche die Arbeiten im Bereich der mutmaßlichen zentralen Bestattung von Hügel 3. Die Steinpackung wird quadratmeterweise abgetragen, die darunterliegenden Befunde – mindestens ein Keramikdepot sowie Skelettreste dokumentiert und entnommen, sowie das Unter der Steinpackung ausgegrabene Sediment geschlämmt, um pflanzliche Makroreste, aber auch kleinteiliges Fundgut, wie beispielsweise Bronzezwecken zu bergen.
Noch viel zu tun in den letzten zwei Wochen
Die Packung von Hügel 3 ist mittlerweile vollständig abgetragen und die zugehörigen Profile dokumentiert worden. Die angrenzende, rechteckige Steinpackung entpuppte sich übrigens nicht als neuer „Kosbacher Altar“, sondern leider nur als moderne Störung. Als nächstes steht nun Hügel 4 auf dem Plan. Auch hier hoffen die Ausgräber auf zumindest eine Bestattung, so dass die Rekonstruktion des zeitlichen Ablaufs der Errichtung der drei Hügel nicht nur auf stratigraphischen, sondern auch typologischen Argumenten basieren kann.
Auch die technische Ausbildung schreitet voran
Abgeschlossen wurde auch die Ausbildung aller längerfristig auf der Grabung tätigen Studierenden mit dem UAV. So ist nun jeder von ihnen in der Lage, eigenständig eine Modellierung der Grabungsfläche aus der Luft durchzuführen, was der Flexibilität des Personaleinsatzes auf der Grabung genauso zugute kommt, wie dem Ausbildungsstand der Studierenden selbst.
(von C. Mischka)
Grabbeigaben und Grabräuber – Die letzten beiden Wochen der Grabung St. Helena 2018
11.09.2018: Die diesjährige Ausgrabungskampagne in St. Helena nähert sich ihrem Ende. Trotzdem gibt es noch einmal einiges zu berichten. Letzte Woche begannen die Arbeiten an der zentralen Bestattung von Hügel 3, die nach dem Entfernen der Profilstege flächig freigelegt werden konnten.
Knochen, Nadeln und Keramik
Nach der Freilegung der Bestattung zeigte sich, dass die bereits im letzten Jahr geborgene, verzierte Schale nur der Anfang war. Neben dem Skelett, von dem zumindest noch einige Langknochen sowie der Kiefer und der Schädel erhalten waren, lag eine fast einen Quadratmeter große Konzentration aus mindestens sieben weiteren, verzierten Gefäßen. Diese wurden aufwändig freipräpariert und dann nach Gefäßeinheiten getrennt geborgen, wobei jede einzelne Scherbe eingemessen wurde. Bei der Keramik fanden sich auch Überreste von Tierknochen, wohl ein Hinweis auf eine Beigabe von Nahrungsmitteln. Im Schulterbereich der bestatteten Person selbst fanden sich zudem noch zwei Bronzenadeln.
Finsterer Besuch in dunkler Nacht
Derartig komplexe Befunde erfreuen natürlich den Archäologen, wecken aber auch Begehrlichkeiten weniger ehrenhafter „Interessierter“. Nachdem klar war, dass der Befund auch mit vereinten Kräften des ganzen Teams nicht innerhalb eines Tages zu entnehmen sein würde, erklärten sich einige Teammitglieder daher dazu bereit, die Nacht auf der Grabung zu verbringen, um „ihr“ Grab zu beschützen. Dies stellte sich dann auch als durchaus notwendig heraus: Das Auto, dass in dieser Nacht mit ausgeschalteten Scheinwerfern die Grabung langsam umrundete, angesichts der Studierenden dann aber weiterfahren musste, wurde wohl kaum von einem ehrenhaft interessierten Besucher gesteuert.
Endspurt
Mittlerweile sind fast alle Funde aus Hügel 3 geborgen und auch die Hügelschüttung ist komplett abgetragen. Es bleibt noch die Suche nach Pfostenlöchern eines eventuellen Grabeinbaus sowie die Aufnahme einiger Profile, dann kann die Grabung wieder verfüllt werden. Hügel 4 bleibt angesichts der Fundmenge und -erhaltung aus Hügel 3 zunächst ungeöffnet (und von zentnerschweren Steinen geschützt), um ohne Zeitdruck in einer weiteren Kampagne ergraben zu werden. Aber auch so war die diesjährige Kampagne in St. Helena für die beteiligten Studierenden eine prägende Erfahrung und dazu angetan, bei ihnen die Begeisterung für das Fach noch zu vertiefen.
(von C. Mischka)
Frühjahr 2019 – Der Abschluss der Arbeiten in St. Helena?
Zelten im Schlamm! Beginn der Feldsaison 2019 in Simmelsdorf-St. Helena
13.02.2019: Der Bagger dröhnt, der Staubsauger röhrt, die Drohne sirrt – Pünktlich zum Ende der Vorlesungen und noch bevor der letzte Schnee geschmolzen ist, eröffnen die Studierenden der archäologischen Wissenschaften unter Leitung von M. Rodens M.A. die diesjährige Lehrgrabung des UFG-Institutes in Simmelsdorf-St. Helena. Auf dem Plan steht in den kommenden Wochen die Untersuchung des Grabhügels 4.
Hügel 4 – nur oberflächlich gut erhalten?
Die gute Erhaltung sowie die große Menge der Funde des im letzten Sommer ergrabenen, benachbarten Hügels Nummer 3 ließen es angeraten erscheinen, auch Hügel 4 eine eigene Grabungskampagne zu widmen. Schließlich lässt die massive Steinpackung aus teilweise mehrere hundert Kilo schweren Kalk- und Sandsteinen auch für Hügel 4 auf gut erhaltene Funde schließen. Diese wollen ohne Eile und mit der nötigen Sorgfalt behandelt werden.
Wintergrabung
Unter anderem die Lage der vorlesungsfreien Zeit und die Verfügbarkeit der FAU-eigenen Fahrzeuge machen diesmal eine Wintergrabung notwendig. Nachdem sich auf den Prospektionen der vergangenen Jahre gezeigt hat, dass die Erlanger Studierenden auch extreme Witterung nicht schreckt, bekommen die Grabungsteilnehmer in dieser Kampagne nun einen Einblick in die speziellen logistischen Anforderungen einer Ausgrabung unter winterlichen Bedingungen.
Diese werden normalerweise von Forschungsgrabungen gemieden, gehören jedoch im Bereich der Denkmalpflege und Firmenarchäologie zum täglichen Brot. Beispielsweise müssen tritt- und rutschsichere Zuwegungen angelegt und ein Zelt aufgebaut und gegen Wind und Wetter abgesichert werden, bevor auch nur die erste Kelle aus dem Bauwagen herausgeholt werden kann.
Harte Arbeit wartet
Nach drei Tagen sind nun die wichtigsten infrastrukturellen Aufgaben erledigt und die Sandsäcke und Bohlen entfernt worden, die den Hügel seit letztem Sommer schützten.
Die nächsten Tage werden nun zeigen, was der Hügel noch an Funden und Befunden in sich birgt. Aber zunächst wollen einige Tonnen an Steinen per Hand entfernt werden…
(von C. Mischka)
Urnengrab und Bronzenadel – Zum Abschluss der Feldarbeiten in Simmelsdorf- St. Helena
Viel ist geschehen, seit vor fast drei Wochen die Ausgrabung von Hügel 4 in Simmelsdorf-St. Helena begann. Während das Wetter stetig besser wurde, entnahm das Team um Grabungsleiter M. Rodens M.A. zunächst die Steinpackung des Hügels. Dabei war die vereinigte Kraft aller Grabungsteilnehmer nötig, um die besonders massiven Steine im Zentrum des Hügels aus dem Schnitt zu schaffen.
Ein Toter mit Nadel, aber ohne Kopf?
Im Planum unter den Steinen kamen dann die ersten Spuren der zentralen Bestattung zu Tage: Langknochen markieren die Lage von Armen und Beinen der bestatteten Person. Die zugehörigen Beigaben beschränken sich auf eine Bronzenadel sowie einige Keramikgefäße, eine klare Geschlechtsangabe ist nur anhand dieser Beigaben nicht möglich. Interessant ist aber, dass keine Hinweise auf den Schädel der/des Bestatteten aufgefunden werden konnten, es aber den Eindruck macht, an seinem Platz wäre stattdessen ein Keramikgefäß niedergelegt worden. Weitere Untersuchungen müssen hier erst noch klären, ob dieser Befund allein auf eine kleinräumig stark unterschiedliche Knochenerhaltung zurückzuführen ist, oder vielleicht doch auf ein recht bizarres Bestattungsritual.
Pfostenlöcher und ein Urnengrab
Im Planum unter der zentralen Bestattung konnten schließlich noch die Pfostenlöcher der Grabkammerkonstruktion sowie eine Urnenbestattung dokumentiert werden. Für diese Bestattung ist noch zu klären, ob es sich eventuell um eine mit dem direkt benachbart gelegenen, großen Hügel 2 in Verbindung stehende Nachbestattung handelt. Dies wäre von besonderer Bedeutung, ist die stratigrafische Situation zwischen den Hügeln 2 und 4 doch bislang noch völlig unklar.
Abschluss der Ausgrabung – weiter mit der Auswertung!
Ein wenig dem ungewöhnlich freundlichen Wetter, vor allem aber der gut eingespielten Grabungsmannschaft, die fast in gleicher Besetzung schon Hügel 3 ausgegraben hatte, ist es zu verdanken, wenn die Ausgrabungsarbeiten noch diese Woche abgeschlossen werden können, deutlich früher als geplant. Nach 8 Grabungskampagnen seit 2012 sind dann die Feldmaßnahmen in Simmelsdorf–St. Helena endgültig abgeschlossen. Die Aufarbeitung der Funde und Befunde aus den vier Hügeln wird aber noch zahlreiche Studierende in Seminaren und ihren Abschlussarbeiten beschäftigen.
(von C. Mischka)