Neugestaltung der Urgeschichte im Historischen Museum Cadolzburg
Neugestaltung des Ausstellungsraums zur Urgeschichte der Region Cadolzburg im Historischen Museum Cadolzburg mit Studierenden des Instituts für Ur- und Frühgeschichte der FAU!
Im Wintersemester 2019/2020 bat die damalige Museumleiterin Nina Daebel das Institut für UFG um Hilfe bei der Überarbeitung der Dauerausstellung. Die damals nicht mehr zeitgemäße Ausstellung beinhaltete unrichtige Beschriftungen, die mit unserer Hilfe korrigiert werden sollten. Aus dieser ersten Anfrage entwickelte sich eine längere Zusammenarbeit.
Über mehrere Semester und unter den erschwerten Bedingungen der Covid-19-Pandemie, entwickelten die Studierenden des Instituts ein neues Konzept, wählten Objekte für die Ausstellung aus und gestalteten Texte und Bildmaterial.
Dazu musste zunächst einmal das alte Konzept der „dunklen“ Vorzeit und die „Höhlenatmosphäre“ der Räumlichkeiten analysiert und überlegt werden, wie mit den fünf sehr kleinen „Gucklochvitrinen“, in denen nur wenige Funde präsentiert werden können, umgegangen werden kann. Auch mussten die Fundstellen der Region recherchiert werden, um herauszufinden, was sich lohnen würde auszustellen. Was soll überhaupt gezeigt werden: Prunkstücke oder Alltägliches? Gibt es überhaupt Prunkstücke in der Region? Ist das mittelfränkische Becken für Jäger:innen und Sammler:innen oder frühe Bäuerinnen und Bauern naturräumlich günstig oder wenig günstig ausgestattet? Diese und ähnliche Themenbereiche beschäftigten uns während der Vorbereitung zur Neugestaltung der Dauerausstellung.
Zum Zielpublikum eines Heimatmuseums gehören Menschen, die in der Region leben und die vermutlich daran interessiert sind, was in ihrer Umgebung, z. B. an ihrem Wohnort entdeckt wurde. Daher sollte die neue Ausstellung auf jeden Fall auch eine Verbreitungskarte enthalten und einen Ortsbezug haben.
Als ganz besonderer Hingucker gelten für uns die äußerst ansprechenden selbstgestalteten Bilder der Studierenden. Ein großer Teil der Postertexte und Begleitmaterialien richtet sich vor allem an Kinder.
Noch in Vorbereitung befindet sich 2023 ein kleines Begleitheft zur Ausstellung. Außerdem ist ein Begleitprogramm mit Vorträgen und Fachführungen geplant:
Neben der Eröffnung am 5.5.2023, 18:00 Uhr, findet am Samstag, den 6.5.2023 ein erster Tag mit Aktivitäten für Kinder durch die Vorzeitkiste statt. Die Vorzeitkiste ist eine museumspädagogische Arbeitsgruppe des Instituts für Ur- und Frühgeschichte. Im Laufe der nächsten Monate werden zwei bis drei weitere folgen. Dazu sind Vorträge zu Themen aus der Zeit der Jäger:innen und Sammler:innen bzw. der frühen Bäuerinnen und Bauern geplant.
Während der Vorbereitungszeit erfuhren wir tatkräftige Unterstützung durch Matthias Lange aus der Marktverwaltung, und inzwischen hat Frau Wagner-Arenz die Leitung des Museums und die Umsetzung der Ausstellung übernommen. Ihnen möchten wir neben Frau Daebel an dieser Stelle herzlich danken!
Wir hoffen, dass die neue Gestaltung den Museumsbesucherinnen und Museumsbesuchern gefällt und ihr Interesse an der Geschichte der Region Cadolzburg geweckt oder verstärkt wird.
Viel Vergnügen bei der Besichtigung!
… zum Download: Werbeposter DIN A3 (hoch auflösend), Werbeposter DIN A3 (niedrig auflösend) & Faltblatt
5.5.2023: Gut besuchte Eröffnungsfeier
Die letzten Jahre haben Studierende der Ur- und Frühgeschichte der FAU Erlangen-Nürnberg an der Neukonzeption des Raumes für Urgeschichte im Heimatmuseum Cadolzburg gearbeitet. Nun konnte am 5.5.2023 um 18:00 Uhr im gut gefüllten Raum die Eröffnung gefeiert werden. Begleitet wurden die Einführungsreden des 1. Bürgermeisters Bernd Obst und der Museumsleiterin Susanne Wagner-Arenz von musikalischen Beiträgen des Leiters des Kulturamtes Cadolzburg, Matthias Lange und seiner Frau.
Die inhaltliche Einführung in die Ausstellung übernahmen Prof. Doris Mischka und Prof. Thorsten Uthmeier. Sie erzählten, wie die Idee zur Neukonzeption entstand, berichteten vom Laufe der letzten Jahre und stellten Kernaspekte der Ausstellung heraus. Unter anderem war der diachrone Ansatz vom Mesolithikum bis in die Metallzeiten eine Neuerung; aber auch ein ansprechendes Angebot für Kinder war dem Team ein besonderes Anliegen.
Besonders positiv in Erinnerung blieb dabei auch die Ausführung der Museumsleiterin Wagner-Arenz, die auf die Bedeutung von Kulturgut – auch dem vergangener Perioden – für uns heute hinwies. So sollte dem Narrativ der etwas “primitiven” Urgeschichte mit der Ausstellung etwas Positives und Facettenreiches entgegengesetzt werden. Durch die Wertschätzung dieser vergangenen Menschen und die Einfühlung in deren Lebensumfeld könne sich vielleicht auch unser Miteinander heute in ein positiveres Licht rücken lassen.
Damit wurden die Reden beschlossen und die Besucher:Innen der Vernissage konnten sich in der Ausstellung selbst von der Umsetzung überzeugen. Dabei suchten viele das Gespräch mit Beteiligten, stellten Nachfragen und gaben positive Rückmeldung, was (nicht nur) die beteiligten Studierenden nach dieser langen Projektphase mehr als freut.
6.5.2023: Aktionstag zur Eröffnung der Abteilung Urgeschichte im Heimatmuseum Cadolzburg
Samstag Nachmittag ging es direkt weiter mit dem Programm: Die museumspädagogische Arbeitsgruppe Vorzeitkiste veranstaltete ein Aktionsprogramm, das die Inhalte der Ausstellung erfahrbar machen sollte. In den Räumlichkeiten des Museums konnten die Besucher:Innen sich in verschiedenen Werkarbeiten versuchen und so Funde und Techniken der Urgeschichte hautnah kennenlernen.
Die erste Station knüpfte an die Vitrine zur Keramikherstellung an. Hier modellierten die Kinder und ihre Begleitpersonen kleine Gefäße, Anhänger und andere Dinge und verzierten diese mit Schnureindrücken, Stempeln oder, was ihnen selbst noch so einfiel. Die Schnüre konnten sie an der nächsten Station aus unterschiedlichen Bastsorten direkt selbst zwirnen und dann ein mit Muscheln und Perlen dekoriertes Armband daraus machen. Oder sie gingen an Station 3, an der passend zur Vitrine der Metallzeiten Spiralringe und -anhänger gebogen oder Anhänger aus Kupferblech punziert werden konnten. Einige Kinder und Eltern wanderten durch alle Stationen, verbanden die Werkarbeiten und Materialien und kreiierten dabei ganz neue Dinge.
Das Lederzelt der Gruppe lud zudem zum Verweilen ein. Hier konnten die Kinder sich zurückziehen und Kindergeschichten lauschen, die auch im Begleitprogramm zur Ausstellung Anwendung finden werden. Der Besuch der Ausstellung ergänzte das praktisch Erfahrene.
Trotz des schönen Wetters fanden viele Familien ins Museum, um an der Aktion teilzunehmen. Nicht nur im Gästebuch des Museums erhielt die Vorzeitkiste viel gutes Feedback, auch direkt im Austausch an den Stationen war die positive Rückmeldung deutlich zu spüren.
Besonders positiv war unsere Erfahrung dieses Tages dabei nicht nur durch die zahlreichen begeisterten Besucher:Innen, sondern auch durch die schönen Räumlichkeiten und die angenehme Zusammenarbeit mit dem Museum. Somit bleibt diese Aktion auch bei uns in sehr guter Erinnerung und die Aktiven der Vorzeitkiste freuen uns, zu einer weiteren Gelegenheit wieder nach Cadolzburg zurückzukehren.
An der Vorbereitung der Ausstellung waren beteiligt … (Impressum)
Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) – Institut für Ur- und Frühgeschichte
Verantwortliche Projektkoordination
Prof. Dr. Doris Mischka, Prof. Dr. Thorsten Uthmeier
Studierende
Lisa Bauer M.A., Merlin Beyer, Aurora Botsch B.A., Alissa Dittes, Florian Franzke, Martin Gruber, Ingeborg Hohenester, Cornelia Lechner B.A., Kim Roderus, Eva Shaffar, Verena Spangler B.A., Silke Sperling, Leonie Stahl, Stefanie Uhlmann & Marc-André Werner
Vorzeitkiste (Museumspädagogische Gruppe)
Lisa Bauer M.A., Merlin Beyer, Florian Frantzke, Timo Kindl, Sabine Kliem M.A., Budimir Knezevic, Christina Moor, Frauke Nordmann, Luise Sauer, Moritz Raum & Thomas Tyckov
Grafik, Layout & Fotos
Lisa Bauer M.A. (Werbeposter & Icons), Alissa Dittes (Plakate, Vitrinendesign & Werbeposter), Dipl.-Geogr. Ulrike Maaß (Gesamtumsetzung der Druckerzeugnisse) & Dr. Carsten Mischka (Objekt- & Ausstellungsfotos)
Historisches Museum Cadolzburg
Dipl.-Mus.-Päd. Matthias Lange (Leitung Kulturamt Cadolzburg), Susanne Wagner-Arenz M.A. (aktuelle Museumsleitung) & Nina Daebel M.A. (ehemalige Museumsleitung)
Posterdruck & Anbringung
Haas Druck (Cadolzburg) & Goldwild GmbH (Fürth)
Repliken
Lena Bandasch B.A. & Aurora Botsch B.A. (FAU) (Vorbereitung Replik Brillenspirale), Dr. Robert Graf (Brillenspirale, Tonbecher, Dechsel & Sichel), Stefanie Uhlmann (FAU) (Schnurabdrücke in Ton) & Marc-André Werner (FAU) (Pfeile)
… weiterer Dank geht an:
Dr. Angelika Hofmann (Germanisches Nationalmuseum Nürnberg – für Unterstützung bezüglich der Brillenspirale aus Cadolzburg und die Gelegenheit zur Fotografie der originalen Bruchstücke), Gudrun Nasa & Heidi Stinzendörfer ( Heimatmuseum Langenzenn – für Leihgabe eines Beils) & Johann Haimerl (Heimatverein Cadolzburg – für das Inventarverzeichnis der Funde aus dem Museum)