Jurahornstein Typ Adelschlag (1)
Handstück aus Steinbruch im Malm Zeta 3a (Kieselplattenserie)
Bruchflächen vom Steinbruchbetrieb
Breite der linken Ansicht: 7.4 cm.
„Der kleine, stark verwachsene Steinbruch [von Adelschlag] zeigt einen typischen Ausschnitt der Kieselplattenserie der tieferen Mörnsheimer Schichten. An alten verwitterten Kluftflächen sind Struktur und Aufbau der Schichten klar hervorgehoben. Sie bestehen aus feingeschichteten rauhen Bankkalken mit zahlreichen schwarzen, als Leisten herauspräparierten feinschichtigen Hornsteinlagen und Hornsteinlinsen. In diese Schichtenfolge schiebt sich eine vom Riff herkommende Schuttbank, die innerhalb des Aufschlusses auskeilt. Solche Schuttbänke können am Riff größere Komplexe bilden. Sie enthalten Schill von Korallen, Echinodermen, Brachiopoden und Austern“ (Meyer & Schmidt-Kaler 1984, 220).
Diese kurze Beschreibung – zu finden in der ausgezeichneten Einführung in die Geologie der südöstlichen Frankenalb von R.Meyer und H.Schmidt-Kaler – gab den Anlaß, dem südlich von Eichstätt gelegenen Steinbruch von Adelschlag einen Besuch abzustatten; am Fuße der Steinbruchwand konnte dabei das oben gezeigte Handstück aufgesammelt werden. Es handelt sich um das Fragment einer flachen, ehemals vielleicht brotlaibgroßen Hornsteinknolle, an der keinerlei Hinweise auf ein geregeltes Großgefüge des Muttergesteins (Schichtung) zu finden sind. Besonders auffällig sind die zahlreichen Überreste von Fossilien, die einerseits in der Bruchfläche zu erkennen sind, andererseits an der dünnen Außenhaut als kleine Erhebungen deutlich hervortreten. Die unregelmäßigen Bruchflächen der Knolle – sie sind auf den Steinbruchbetrieb zurückzuführen – haben gelegentlich die Skulpturmerkmale der Fossilien herauspräpariert, so auf der links gezeigten Ansicht im unteren Viertel die Klappe eines kleinen Brachiopoden. Das Stück entstammt der oben geschilderten „vom Riff herkommenden Schuttbank“.
Handstücke aus den geschichteten Lagen der sog. „Kieselplattenserie“ wurden – dies sei nebenbei bemerkt – ebenfalls gefunden. Sie sind jedoch sehr grobkörnig und zeigen keine besonderen Merkmale, weshalb sie hier nicht weiter berücksichtigt werden.
Die bläulich-graue Färbung des gezeigten Stückes spricht dafür, daß die Knolle in einem gewissen Maße der Verwitterung ausgesetzt war. Da die frischeren Bruchflächen jedoch nur eine unwesentlich dunklere Färbung aufweisen, darf angenommen werden, daß die Verwitterung noch während der Lagerung im Muttergestein vor sich gegangen ist. Angesichts der geringen Überdeckung und angesichts der Brüchigkeit des Gesteins ist dies gut vorstellbar.
Durch die Verwitterung ist eine konzentrische Struktur im Aufbau der Knolle zum Vorschein gekommen: Ein unscharf begrenztes, dunkleres Band begleitet in wechselnder Entfernung die Außenfläche. Diese dunklere Färbung darf zunächst als ein Bereich geringerer Verwitterung interpretiert werden, daraus folgend als ein Bereich, in dem die Verkieselung vollständiger vor sich gegangen ist, weshalb er der Verwitterung besser widerstehen konnte. Dies muß – ohne daß es im Detail erklärt werden könnte – auf den Vorgang der Kieselgel-Ausfällung zurückgeführt werden; möglicherweise ging die Agglomeration des Kieselgels in zwei Stufen vor sich.
Bemerkenswert ist das Fehlen einer Cortexbildung – zwar ist das Stück an seiner Außenfläche von einer bräunlichen Haut überzogen, im Bruch zeigt diese Haut jedoch keine Mächtigkeit. Es ist anzunehemen, daß diese Außenhaut die ursprüngliche Grenze der Ausfällung des Kieselgels nachzeichnet. Demnach war das Kieselgel zu einem dichten Körper agglomeriert. Die oben erwähnten Kieselplatten zeigen keine solche scharfe Ausfällungsgrenze; der Übergang von den vollständig durch Kieselgel umgebildeten Zonen zum Kieselgel-freien Muttergestein verläuft bei ihnen diffus und ohne klar erkennbare Grenze. Die Gründe für diese Unterschiede in den Ausfällungsvorgängen sind jedoch unbekannt.
Abschließend sei noch einmal die Herkunft des Stückes angesprochen: es stammt aus einem „winzigen“, ca. 6 km südlich von Eichstätt gelegenen Aufschluß und es ist dem Zufall zu verdanken, daß er heute noch offen steht, sind doch die meisten der kleineren Steinbrüche heute schon lange wieder verfüllt („rekultiviert“). Diese eingeschränkte Lagerstättenzugänglichkeit verbietet es, für alle Artefakte, die aus vergleichbaren Kieselbildungen gearbeitet sind, eine Herkunft der Materialien aus der Region südlich von Eichstätt anzunehmen. Die als Jurahornstein vom Typ Adelschlag angesprochene Varietät kann lediglich als typisch für Kieselbildungen betrachtet werden, die in einer Riffschuttfazies entstanden sind. Riffschuttbänke sind in der südöstlichen Frankenalb jedoch ab dem Malm Delta zu finden. Über mikropaläontologische Untersuchungen wäre eine genauere Einordnung innerhalb der Malm-Stufen wahrscheinlich möglich. Im Vergleich zu den geologischen Karten könnte dann immerhin die der (archäologischen) Fundstelle am nächsten gelegene Lagerstätte ermittelt werden.
Literatur:
Meyer, R. & Schmidt-Kaler H.: Erdgeschichte sichtbar gemacht. Ein geologischer Führer durch die Altmühlalb. München 1984.