Kreidehornstein vom Typ Rohschwarz
Aufgeschlagenes Handstück aus Aufschluß der Unteren Oberkreide (Cenoman)
Höhe des linken Abschlags 8,5 cm
Obwohl kreidezeitliche Kieselbildungen in den paläolithischen Fundstellen der südöstlichen Frankenalb zahlreich vertreten sind, ist ihre genauere geologische Ansprache mit Schwierigkeiten verbunden. Der Grund dafür liegt darin, daß die kreidezeitlichen Sedimente, in denen sie gebildet wurden, über weite Gebiete der südöstlichen Frankenalb erodiert oder zersetzt worden sind (während des unterenTertiärs) – die für eine exakte Ansprache notwendigen primären Lagerstätten somit selten sind.
Die Paläolithiker haben ihre Rohstoffe vor allem aus den Verwitterungsrelikten entnommen, die als lehmige Deckschichten die Hochfläche der Alb verhüllen. Diese sogen. lehmige Albüberdeckung ist reich an Kieselbildungen aller in Frage kommenden geologischen Perioden (Jura, Kreide, Tertiär, Plio/Pleistozän); den größten Anteil haben darin jedoch die der Kreidezeit.
Glücklicherweise gibt es einen Umstand, der das Erkennen der kreidezeitlichen Silices mit guter Sicherheit gestattet. Sie sind innerhalb von Sandsteinen entstanden, deren Bruchflächen feine spiegelnde Kristalle aufweisen. Diese spiegelnden Kristalle sind als feines Glitzern auch an den Spaltflächen der kreidezeitlichen Kieselbildungen zu finden und sie geben uns ein sicheres Unterscheidungsmerkmal gegenüber den Jurahornsteinen, an denen vergleichbare Kristalle fehlen bzw. ein Glitzern allenfalls durch vereinzelte größere, sekundäre Hohlraumausfüllungen in Erscheinung tritt.
Eine genauere Bestimmung des Alters innerhalb der Kreidezeit ist aus dem genannten Grund jedoch kaum möglich. Erwähnt wurde bereits die Herkunft der meisten im Paläolithikum verwendeten Kreide-Silices aus der Albüberdeckung. Hier waren sie den verschiedensten Verwitterungsprozessen ausgesetzt und dabei hat ihr Erscheinungsbild zusätzlich eine sehr starke Veränderung erfahren. Daraus resultiert das äußerst ´bunte´ Bild, das die kreidezeitlichen Werkstoffe abgeben.
Das gezeigte Handstück wurde aus einem Aufschluß des Oberen Regensburger Grünsandsteins bei Rohschwarz, südlich von Bad Abbach, entnommen. Auffällig ist zunächst eine dicke Rinde mit sandig-rauher Struktur, die ohne scharfe Grenze in das umgebildete Innere übergeht. Die Spaltflächen haben eine schwach körnige Struktur und eine bläulich-graue Farbe; stellenweise sind in Schlieren angeordnete Farbveränderungen zu erkennen. Die dunkel- bis schwarzgraue Farbe an den Flächen des links gezeigten Abschlags ist übrigens auf die sekundäre Infiltration von manganhaltigen Lösungen in die Klüfte der Knolle zurückzuführen.
Unter der Lupe sind im gesamten Gestein verteilt die Überreste von sogen. Schwammnadeln als feine dunkle Punkte zu erkennen. Schwammnadeln bestehen aus SiO2 und sind die Relikte der ehemaligen Skelette der entsprechend benannten Kieselschwämme. Sie werden für die Bereitstellung der Kieseläure verantwortlich gemacht; es wird angenommen, daß die Bildung der Kieselknollen bald nach dem Absatz des Sedimentes (syngenetisch oder früh-diagenetisch) erfolgte.
Nach dem visuellen Erscheingsbild – unscharf begrenzte transparente Zonen, an denen man meint in das Gestein hineinzusehen – kann dieser Silex als Hornstein angesprochen werden.
Literatur:
Oschmann, F.: Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr. 7038 Bad Abbach. München 1958, 74.
Rutte, E.: Erläuterungen zur geologischen Karte von Bayern 1:25000 Blatt Nr. 7037 Kelheim. München 1962, 92.