Plattenhornstein Typ Abensberg-Arnhofen (1)
Lesefund südwestlich von Kelheim
Lamellen-Kern
Zeitstellung: Früh-Neolithikum
Höhe: 6.3 cm, Dicke: 1.4 cm
Die gebänderten Jura-Plattenhornsteine vom Typ Abensberg-Arnhofen stellen die bekannteste bayerische Hornsteinvarietät dar und dies aus folgenden Gründen: sie sind (a) sehr charakteristisch ausgeprägt und deshalb sehr leicht zu erkennen; ihre Herkunft kann (b) auf ein kleinräumiges Lagerstätten-Areal begrenzt werden; aufgrund ihrer guten Verarbeitungsqualitäten haben sie (c) eine sehr weite Verbreitung gefunden. Damit bieten sie dem Archäologen die seltene Möglichkeit, (d) Genaueres über die Bewegungen und Kontakte der vorgeschichtlichen Menschen in Erfahrung zu bringen.
Der gezeigte Plattenhornstein-Kern wurde südwestlich von Kelheim gefunden; aufgrund der petrographischen Merkmale kann das Stück als typischer Vertreter der Plattenhornsteine vom Typ Abensberg-Arnhofen betrachtet werden. Charakteristisch sind: (a) der absolut planparallele Aufbau, der von einer Entstehung innerhalb eines regelmäßig geschichteten Muttergesteins zeugt; (b) die glatten mehlgrauen Rindenflächen, die sich „weich“ anfühlen; (c) die geringe Dicke der Rinden; (d) eine (mehrfache) bläulich-graue Bänderung im Inneren; (e) das Fehlen von (makroskopisch erkennbaren) Fossilien; (f) eine glatte kryptokristalline Struktur und (g) das Durchscheinen der Kanten.
Die erste systematische Auseinandersetzung mit den gebänderten Plattenhornsteinen aus Bayern erfolgte 1975 von F.Davis im Rahmen einer Untersuchung der Silexartefakte der frühen Jungsteinzeit zwischen Neuburg und Straubing. Sie kam aufgrund des gehäuften Auftretens der Plattenhornsteine in den jungsteinzeitlichen Fundstellen im Gebiet um Kelheim zu dem Ergebnis, daß hier auch die Lagerstätten zu suchen seien.
1978 kam dann von M.Moser der entscheidende Hinweis zur genaueren Herkunft der gebänderten Plattenhornsteine, indem er ihre Herkunft auf die Plattenkalke der Abensberger Schüssel des Malm Zeta 1+ 2 begrenzte und die Spuren eines umfangreichen neolithischen Abbaureviers südöstlich von Arnhofen bekannt gab. Zusätzlich machte er auf zwei weitere, unweit gelegene kleinere Abbaue (bei Oberfecking und Schoißenkager aufmerksam).
In der Folge wurden die Sandgruben von Arnhofen vom Landesamt für Bodendenkmalpflege (B.Engelhardt) überwacht. 1981 konnte eine erste Grabung in einem vom modernen Abbau angeschnittenen prähistorischen Abbauschacht vorgenommen werden. Umfangreiche Ausgrabungen in den Jahren 1984 – 1986 ergaben zahlreiche, eng beieinanderliegende Schächte, die bis in eine Tiefe von 8 m senkrecht in den Boden führten.
Die Bildung der gebänderten Plattenhornsteine erfolgte mit dem Absatz der regelmäßig geschichteten Plattenkalke im tieferen Abschnitt des Malm Zeta 1 + 2. Mit der Unterkreide begann der Prozeß der Verwitterung, wobei die Kalke durch Karstlösung zu einem feinen Ton zersetzt und die Kieselbildungen angereichert wurden. Diese Residualtone werden im Areal von Arnhofen durch insgesamt mehrere Meter mächtige Sande (der obere Süßwassermolasse des Jung-Tertiärs) und Kiese (des Alt-Quartärs) überdeckt.
Literatur:
Davis, F.: Die Hornsteingeräte des älteren und mittleren Neolithikums im Donauraum zwischen Neuburg und Regensburg. Bonner Hefte zur Vorgeschichte Nr.10. Bonn 1975.
Weber, K.H.: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern, Blatt Nr.7137 Abensberg. München 1978.
Moser, M.: Der vorgeschichtliche Bergbau auf Plattensilex in den Kalkschiefern der Altmühlalb und seine Bedeutung im Neolithikum Mitteleuropas. Archäologische Informationen 4, 1978, 45 – 81.
Engelhardt, B. et al.: Vorbericht über die Ausgrabungen 1984-1986 im neolithischen Feuersteinabbaurevier von Arnhofen, Ldkr. Kelheim. Germania 66, 1988, 1-28.