Plattenhornstein Typ Abensberg-Arnhofen (2)
Artefakte von verschiedenen Fundorten
Zeitstellung: Jungpaläolithikum und Neolithikum
Höhe der Klingenlamelle links: 4.6 cm
Diese drei Artefakte sollen stellvertretend für die große Anzahl von Artefakten stehen, die aus den gebänderten Plattenhornsteinen vom Randbereich der südöstlichen Frankenalb gearbeitet sind. Typisch ist für sie eine bläulich-graue Farbe und mehrheitlich stammen sie wohl aus dem Vorkommen von Abensberg-Arnhofen. Doch können – worauf M.Moser 1978 schon hingewiesen hat – in der Abensberger Schüssel auch an anderen Stellen solche gebänderten Plattenhornsteine gefunden werden. Es gibt Hinweise, daß sie vereinzelt noch im Gebiet nördlich von Regenburg vorkommen. Immerhin scheinen sich die gebänderten Plattenhornsteine mit bläulicher Grundfarbe auf den Randbereich der südöstlichen Frankenalb zu beschränken. Die Plattenhornsteine im Inneren der südöstlichen Frankenalb, die ebenfalls gelegentlich eine Bänderung aufweisen – z.B. in Baiersdorf -, tendieren zu einer bräunlichen Grundfarbe.
Die Klingenlamelle links stammt aus dem Jungpaläolithikum von Salching, Lkr. Straubing-Bogen, und wurde hier bei der Ausgrabung 1984 gefunden. Deutlich ist die mehrfache Bänderung zu erkennen. Wichtig für die Zeitstellung sind die Reste von Kalkkonkretionen (besonders deutlich am terminalen Ende), die in Salching nur an Artefakten aus dem mittleren Jungpaläolithikum (Périgordien-Gravettien) auftreten, also nur an Artefakten aus der Zeit vor dem Hochglazial um 20 000. Damit haben wir einen sehr frühen Nachweis der Nutzung der Lagerstätte der ´Abensberger´ Plattenhornsteine vor uns. Gegen das Ende des Paläolithikums sind sie häufiger zu finden, so z.B. in großer Anzahl aus dem Spät- oder Epipaläolithikum des Donaumooses.
Ihre größte Verbreitung – bis nach Westfalen oder Niederösterreich – erfuhren die ´Abensberger´ Plattenhornsteine gegen das Ende des Altneolithikums (jüngere Linearbandkeramik) und während des folgenden Mittelneolithikums (Stichbandkeramik und Oberlauterbacher Gruppe). Das in der Mitte gezeigte Lamellenbruchstück – durch zwei schräge Endretuschen typisch zu einem Erntemesser zugerichtet – stammt aus diesem Zeithorizont. Es war mit dem langschmalen aus Rinde gebildeten Rücken in der Schäftungsrille einer hölzernen Sichel befestigt. Aussplitterungen an der Schneidenpartie sowie die Spuren von Sichelglanz belegen die ehemalige Verwendung.
Die Form von Silexartefakten, die in Schäftungen eingesetzt werden sollen, muß sich nach der durch die Breite und Tiefe der Schäftungsrille vorgebenen Norm richten – vielleicht ist dies ein Grund für die Beliebtheit der ´Abensberger´ Hornsteinplatten: Der Abbau erfolgt entlang der gerade gebrochenen Plattenkanten (vgl. den Kern auf der vorangegangenen Abbildung) und ohne größere Schwierigkeiten ist es möglich, im Längsschnitt kaum gekrümmte Lamellen von gleichbleibender Stärke zu gewinnen.
Entsprechend der maximalen Verbreitung der ´Abensberger´ Plattenhornsteine werden die Abbauschächte von Abensberg-Arnhofen in das südostbayerische Mittelneolithikum datiert. Die Menschen des Paläolithikums haben noch die oberflächlich austretenden Vorkommen ausgebeutet. Nachdem diese im Neolithikum bald aufgebraucht waren, mußten schließlich die Schächte angelegt werden, wobei deren Tiefe vor allem einen Hinweis auf die zunehmende Erschöpfung der Lagerstätte gibt.
Auch in den Fundstellen der jüngeren Phasen des Neolithikums sind in der Region – und auch darüber hinaus – ´Abensberger´ Plattenhornsteine weiterhin vorhanden. Ein Beispiel zeigt das dritte Objekt, das im Inneren Bayerischen Wald nördlich von Kötzting gefunden wurde; es muß in das Spätneolithikum, vermutlich in die Chamer Gruppe des Endneolithikums, datiert werden.
Literatur:
Weißmüller, W.: Eine Fundstelle des mittleren Jungpaläolithikums (Périgordien-Gravettien) am Südrand der Straubinger Senke bei Salching, Lkr. Straubing-Bogen. Quartär 37/38, 1987, 109 – 134.
Rieder, K.H. et al.: Steinzeitliche Kulturen an Donau und Altmühl. Ingolstadt 1989, 127.
Weißmüller, W.: Ein archäologischer Survey im inneren Bayerischen Wald zur neolithischen Nutzung der Mittelgebirge. Das archäologische Jahr in Bayern 1994. Stuttgart 1995, 55 – 58 (Vgl. Abb.23).