Plattenhornstein Typ Baiersdorf (1)
Ausgeackert aus der lehmigen Albüberdeckung über Malm Zeta 1+2
Gefunden im Lauf der 80er Jahre; z.T. mit modernen Spaltflächen
Breite des Plattenfragmentes links: 18,4 cm
Dicke des senkrecht gestellten Plattenfragmentes: 0,9 cm.
Die im Weißen Jura (Malm) der südöstlichen Frankenalb auftretenden Plattenhornsteine gehören zu den überregional bedeutenden Kieselbildungen Bayerns. Ihre Entstehung erfolgte im Verlauf der Ablagerungen der Plattenkalke, die im gesamten südlichen Randbereich der Frankenalb zu finden sind.
Zur Zeit des Weißen Juras erstreckte sich in diesem Gebiet ein flaches Schelfmeer, das unter dem tropischen Klima die idealen Voraussetzungen zur Entstehung von Korallenriffen bot. So wurde das Schelfmeer allmählich in eine durch Riffgürtel gegliederte Wasserfläche verwandelt, in dem eine freie Zirkulation des Wassers nicht mehr gewährleistet war.
Dies führte zu einem Nebeneinander ganz verschiedener Lebensräume: Riffkuppeln und deren Abhänge, die den freischwimmenden oder am Boden lebenden Organismen optimale Lebensbedingungen boten, und sauerstoffarme Stillwasserzonen in den zwischen den Riffgürteln gelegenen Becken, in welche nur gelegentliche Stürme Frischwasser brachten. Hier kam es zum Absatz der Plattenkalke, in welche das beim Absterben der Riffbewohner freiwerdende Kieselgel absank.
Innerhalb der in der südöstlichen Frankenalb zahlreich vorhandenen Plattenhornsteine nehmen für die Archäologen die Baiersdorfer Plattenhornsteine eine Sonderstellung ein, da sie – ihre typische Ausprägung vorausgesetzt – der Lagerstätte hinreichend sicher zugeordnet werden können.
Die typischen Baiersdorfer Platten zeigen zwei deutlich verschiedene Cortex-Zustände: Eine Rindenfläche ist annähernd glatt und „weich“ anzufühlen, die andere ist rauh und von einem aus zwei Ebenen angelegten Relief gebildet. Vermutlich ist diese rauhe Cortexfläche (im Bild auf der großen Platte links zu sehen) die ehemalige Unterseite. Das schwere Kieselgel durchdrang den noch nicht ganz erhärteten Kalkschlamm, bis es an der bereits hart gewordenen tieferen Lage gestaut wurde. Die glatte Oberfläche (auf dem Stück rechts zu sehen) konnte sich ungehindert nach den Gesetzen der Schwerkraft waagrecht ausbilden.
Für die ungestörte Ablagerung der Plattenkalke war die in Bodennähe herrschende Sauerstoffarmut verantwortlich: Bodenbewohner, die eine Umlagerung bewirken hätten können, fehlten. Hierin ist auch eine Erklärung zu finden, warum die Plattenhornsteine vom Typ Baiersdorf keine makroskopisch erkennbaren Fossilien enthalten.
Charakteristisch für die Baiersdorfer Plattenhornsteine sind graue Wolken in dem bläulich-grauen Inneren. Einen Eindruck vermittelt die Spaltfläche des rechts abgebildeten Handstückes. Zusätzlich tritt in Baiersdorf eine feine grau-braune Bänderung auf, wie sie auch an Plattenhornsteinen aus anderen Lagerstätten der südöstlichen Frankenalb zu finden ist – aus diesem Grunde ist sie hier nicht abgebildet.
Das zuletzt besprochene, auf dem Bild rechts abgebildete Handstück ist das Fragment eines fladenförmig ausgebildeten Stückes, womit darauf hingewiesen werden soll, daß in Baiersdorf nicht nur Platten, sondern auch fladen- und knollenförmige Kieselbildungen zu finden sind. Die typisch ausgeprägte Baiersdorfer Platte, wie sie vor allem für das Jungneolithikum Bayerns und Mitteleuropas kennzeichnend ist, ist in dem senkrecht aufgestellten Fragment in der Mitte des Bildes sehen.
Literatur:
Bausch, W.M.: Der obere Malm an der unteren Altmühl, nebst einer Studie über das Riff-Problem. Erlanger geologische Abhandlungen, Heft 49, 1963.
Freyberg, Br.v.: Übersicht über den Malm der Altmühl-Alb. Erlanger geologische Abhandlungen, Heft 70, 1968.
Meyer, R. & Schmidt-Kaler, H.: Erdgeschichte sichtbar gemacht. Ein geologischer Führer durch die Altmühlalb. München 1962.
Rutte, E.: Erläuterungen zur Geologischen Karte von Bayern 1:25.000, Blatt 7037, Kelheim. München 1962.